Hallo
Ihr lest den Titel diese Beitrages Sortierungsvarianten (I) und wundert euch wahrscheinlich, was an der Sortierung eines Briefmarkensatzes so interessant sein könnte, darüber auch nur ein Wort zu schreiben.
Das ist verständlich. Der Sammler schaut in den Briefmarken-Katalog und findet die Marken der 1. Offenburger Ausgabe – zumindest in deutschsprachigen Katalogen – unter Deutschland / Saarland / 1947 fein säuberlich nach aufsteigenden Werten aufgelistet und abgebildet. Auch die entsprechenden Vordruckblätter von Leuchtturm, Lindner, Safe & Co. sind so aufgebaut. Daher gehe ich davon aus, dass in den meisten Alben und Steckbüchern der Freimarkensatz Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar in etwa so aussieht:
Sehr hübsch und farbenfroh, zeigt diese Sortierung beginnend mit dem kleinsten Wert zu 2 Pfennig alle verausgabten Werte. Diese Sortierung suggeriert aber auch, dass die Marken – so wie abgebildet – verausgabt wurden.
Das war jedoch nicht der Fall, wie euch ein genauerer Blick in euren Briefmarken-Katalog rasch zeigt. Die verschiedenen Werte der 1. Offenburger Ausgabe gelangten an vier verschiedenen Daten an die Postschalter des Saarlandes:
- 20. Januar 1947
- 4. Februar 1947
- 17. Februar 1947
- 7. März 1947
Entscheidend für den Zeitpunkt der Verausgabung war dabei nicht die fein säuberliche Reihenfolge nach aufsteigenden Werten, sondern der dringende Bedarf gemäss der damals gültigen Portostufen. Wichtig war somit die rasche Ausgabe der Werte zu 12 und 75 Pfennig, da diese Werte für die Deckung des ‹Grundbedarfs›, die Frankatur von Postkarten, Briefen (MeF) und Auslandsbriefen benötigt wurden.
Eine mögliche Sortierung der 1. Offenburger Ausgabe nach Ausgabedatum – und innerhalb des Ausgabedatums nach aufsteigenden Werten – sieht dann so aus:
- oberste Reihe die Ausgaben vom 20. Januar 1947
- zweite Reihe die Ausgaben vom 4. Februar 1947
- dritte Reihe die Ausgaben vom 17. Februar 1947
- die zwei untersten Reihen zeigen die am 7. März 1947 verausgabten Werte
Immer noch hübsch und farbenfroh, aber aussagekräftiger als die Sortierung nach aufsteigenden Werten. Bei der 1. Offenburger Ausgabe ist es m.E. vertretbar, die Marken im Briefmarken-Katalog zusammengefasst darzustellen. Es wurden ja in der Zeit zwischen dem 20. Januar und dem 7. März 1947 keine anderen Marken verausgabt und die Ausgabe sämtlicher Werte der Freimarkenserie erfolgte innerhalb weniger Wochen.
Nehmen wir als anderes Beispiel die Freimarkenausgabe Bilder aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Kultur (auch bekannt als Saar IV) Die 17 Werte dieser Ausgabe kamen an sechs (!) verschiedenen Daten, verteilt über die Jahre 1949, 1950 und 1951 an die saarländischen Postschalter.
- 1. Dezember 1949: 10 Centimes sowie 1, 12, 25, 100 Francs
- 3. April 1950: 5, 10, 15 Francs
- 27. April 1950: 20 Francs
- 15. Februar 1951: 8, 30, 45 Francs
- 28. April 1951: 60 Centimes
- 16. Juni 1951: 3, 6, 18, 60 Francs
In deutschsprachigen Katalogen findet man diesen Satz jedoch wieder fein säuberlich nach aufsteigenden Werten unter Deutschland | Saarland | 1949 mit der Nummerierung 272-288 aufgeführt. Obschon in der Zeit zwischen dem 1. Dezember 1949 und dem 16. Juni 1951 viele andere Marken verausgabt wurden, suggeriert die Katalognummerierung dem Sammler, dass die Marken nacheinander, sozusagen in aufsteigender Reihenfolge im Dezember 1949 verausgabt wurden. Diese Art der Zusammenfassung der sechs Ausgabedaten unter einem Eintrag des Ausgabejahres 1949 ist nicht korrekt und eine bewusste Irreführung des Sammlers.
Das es auch anders – jedoch ebenfalls nicht perfekt – geht, zeigt der Katalog von Yvert & Tellier. Dieser fasst hinsichtlich der Ausgabe Bilder aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Kultur die Ausgaben vom 1. Dezember 1949 und dem 3. April 1950 zusammen; in dieser Periode wurden keine anderen Marken verausgabt, somit geht das in Ordnung. Der am 27. April 1950 verausgabte Zusatzwert zu 20 Francs wird separat aufgeführt; m.E. vorbildlich gelöst. Die drei Ausgabedaten von 1951 dagegen werden trotz Ausgabe anderer Briefmarken, zweier Sondermarken und einer Zuschlagsmarke, wieder zusammengefasst; keine saubere Lösung. Für euch wichtig: die Nummerierung von Yvert & Tellier folgt bei Frei- oder Dauermarkenserien – nicht durchgehend aufsteigenden Werten, sondern berücksichtigt die Ausgabedaten.
Nach dieser kurzen Exkursion, die schön die Komplexität von Katalognummerierungen zeigte, kommen wir zurück zu den Sortierungsvarianten der 1. Offenburger Ausgabe. Eine weitere Variante ist die Sortierung nach Druckdatum. Das sieht dann so aus:
- 75 Pfennig: 27.-30 Dezember 1946
- 12 Pfennig: 30./31. Dezember 1946, 2.-4. sowie 6.-8. Januar 1947
- 45 Pfennig: 13. Januar 1947
- 24 Pfennig: 14.-18. sowie 20.-24. Januar 1947
- 84 Pfennig: 24./25. sowie 27./28. Januar 1947
- 1 Reichsmark: 28.-30. Januar 1947
- 16 Pfennig: 1. sowie 3./4. Februar 1947
- 6 Pfennig: 5.-7. Februar 1947
- 15 Pfennig: 7. Februar 1947
- 25 Pfennig: 8. und 10. Februar 1947
- 20 Pfennig: 11./12. Februar 1947
- 10 Pfennig: 12.-14. Februar 1947
- 60 Pfennig: 14. Februar 1947
- 30 Pfennig: 15. Februar 1947
- 8 Pfennig: 15./16. Februar 1947
- 80 Pfennig: 17. Februar 1947
- 40 Pfennig: 17./18. Februar 1947
- 3 Pfennig: 18./19. Februar 1947
- 50 Pfennig: 19. Februar 1947
- 2 Pfennig: 20./21. Februar 1947
Mehr noch als die Sortierung der Werte nach Ausgabedatum zeigt die Sortierung nach Druckdatum, welche Priorität den einzelnen Werten von der P.T.T. in Saarbrücken zugemessen wurde.
Die Liste der Sortierungs- und Darstellungsvarianten der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) liesse sich noch weiterführen. Beispielsweise:
- Sortierung nach Ausgabedatum und innerhalb des Ausgabedatums nach Druckdatum (eine Kombination der beiden vorgestellten Varianten)
- Sortierung nach Bildmotiv (entspricht den aufsteigenden Werten)
Ich habe euch in diesem Beitrag hoffentlich zeigen können, dass eine gut durchdachte Sortierung von Briefmarken durchaus eine Auswirkung auf die Aussagekraft einer Sammlung haben kann und häufig ganz neue Berachtungsweisen ermöglicht. Angaben in Briefmarken-Katalogen wie auch die Aufteilung von Vordruckblättern sind in bloss unverbindliche Kompromisslösungen. Ihr solltet euch zu den Themen Aufbau der Sammlung und Sortierung der Marken eigene Gedanken machen.
Bis dann
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