Feldmerkmale – Neues Merkmal 80 Pfennig Feld 10AB

Hallo

Die Briefmarken der 1. Offenburger Ausgabe weisen eine schier unerschöpfliche Anzahl an Feldmerkmalen auf. Nur ein Bruchteil ist bislang dokumentiert und korrekt beschrieben. Ein Eldorado für Feldmerkmal-Fans wie mich.

In einem früheren Beitrag hatte ich ein solches, noch undokumentiertes Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe bereits vorgestellt: 3 Pfennig, Feld 33AB «Runder, weisser Fleck am linken Knie». Dennoch habe ich diesem Beitrag die römisch eins (I) zugeordnet, denn es ist der erste Beitrag, welcher ausschliesslich ein bislang unbekanntes Feldmerkmal behandelt. Ein Merkmal übrigens des 80 Pfennig-Werts. Ich höre euch schon erleichtert aufatmen! Diesmal nicht der 12 Pfennig-Wert.

Bei der Durchsicht meiner ca. 4-500 Marken des 80 Pfennig-Wertes, der den Alten Turm der Benediktinerabtei in Mettlach zeigt (nähere Details zum Bildmotiv vgl. hier), stiess ich vor einiger Zeit dreimal auf ein bestimmtes, nicht gerade unauffälliges Merkmal, dass ich noch nicht kannte. Ein neues Feldmerkmal? Spannung machte sich damals an meinem Schreibtisch breit.

Die Abbildungen zeigen zwei der drei gefundenen Marken, resp. den Bildausschnitt mit dem Merkmal. Bei den Abbildungen der unteren Reihe habe ich jeweils das Merkmal gekennzeichnet: Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe.

Ich legte die bereits gefundenen drei Marken beiseite und suchte zwecks Zuordnung des Merkmals zu einem Bogenfeld nach einer Marke, die einerseits das Merkmal aufwies und andererseits Teil eines Vierblocks, Sechserblocks oder sonstigen Bogenteils war. Noch einfacher würde sich selbstverständlich die Zuordnung des Merkmals gestalten, falls ich eine Marke mit einem anhängenden Bogenrand fände.

Sicher, ich hätte auch meine – sogar digitalisiert vorhandene – Sammlung von kompletten Schalterbogen hervornehmen und die 200 Felder eines nach dem anderen durchsehen können. Es bereitet mir jedoch Freude, meine nach Werten und Wasserzeichen sortierten Kisten mit den Briefmarken physisch durchzustöbern, sozusagen auf philatelistische Entdeckungsreise zu gehen. Fast regelmässig bilden sich bei meinen Entdeckungstouren Assoziationen zu anderen Werten und Feldmerkmalen oder es entstehen Ideen für weitere Beiträge im Saarphilatelie-Blog. Briefmarken regelmässig ‹Luft schnuppern› zu lassen, reduziert auch die Gefahr eines Stockflecken-Befalls.

Ich hatte Glück. Eine Marke mit dem Merkmal hatte tatsächlich einen anhängenden Bogenrand, sogar vom Oberrand und mit Reihenwertzähler, was die Zuordnung von Merkmal und Bogenfeld zu einem Kinderspiel werden liess.

Das Merkmal tritt jeweils auf Feld 10 auf. Ein Blick in die Kataloge zeigte mir, dass weder die Étude, das Saarhandbuch, der MICHEL® oder der Catalogue F.S.A. für das Feld 10 des 80 Pfennig-Werts ein Merkmal aufführen.

Nun musste ich noch sicherstellen, dass es sich nicht um ein Feldmerkmal in Teilauflage der 7’600 Druckbogen handelt und überprüfen, ob das Merkmal auf beiden Bogen (A und B) auftritt. Dazu benötigte ich nun doch meine Schalterbogen-Sammlung. Ich konnte das Feldmerkmal verifizieren auf den Schalterbögen:

  • B 07372
  • A 06756
  • B 06300
  • B 05702
  • A 04143
  • B 03218
  • B 02187
  • B 02132
  • A 00860
  • B 00654
  • B 00280
  • B 00259
  • B 00250

Da die 7’600 Druckbögen wahrscheinlich an einem einzigen Tag, Montag dem 17. Februar 1947, gedruckt worden sind, kann der Nachweis des Merkmals auf den vorstehend aufgelisteten Bogen als hinreichend für das Auftreten über die Gesamtauflage auf beiden Bogenteilen angesehen werden.

80 Pfennig Feld 10A
80 Pfennig Feld 10B, das Merkmal fällt auf Marken der B-Bögen schwächer aus

Ich war also fündig geworden und hatte ein zuvor noch nicht dokumentiertes Feldmerkmal gefunden. Ich denke, so oder so ähnlich muss sich wohl Cristoforo Colombo am 12. Oktober 1492 beim Landfall auf San Salvador gefühlt haben. Und genau wie Colombo die Insel, von den Einwohnern Guanahani genannt, auf ‹San Salvador› taufte, taufte – also dokumentierte – auch ich meinen Fund:

80 Pfennig 10AB, Gesamtauflage: «Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe; auf B-Bögen schwächer ausgeprägt»

Besitzt ihr einen oder mehrere komplette Schalterbogen der 1. Offenburger Ausgabe? Unterstützt mich und lasst mir einen Farbscan mit mind. 600 dpi zukommen.

__________

Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
  • Wert: 80 (Reichs-) Pfennig
  • Motiv: Alter Turm der Benediktinerabtei Mettlach
  • Farbe: rotorange
  • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
  • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
  • Wasserzeichen: ohne
  • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
  • Bekannte Druckdaten: 17. Februar 1947
  • Erstausgabedatum: 7. März 1947
  • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
  • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’515’000 Stück am Schalter verkauft wurden
  • Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 10AB, «Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe»

Bis dann

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie